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220. „Nie wirklich befreit“

  • Maastrichterlaan 31-33, Beek, Nederland

Während des Zweiten Weltkriegs werden die Sinti und Roma verfolgt und in Vernichtungslager wie Auschwitz-Birkenau deportiert. Das Nazi-Regime stuft sie als „minderwertige Rasse“ ein, und auch die örtliche Bevölkerung hält Abstand. Am 16. Mai 1944 findet bei der Sinti-Familie Franz in Beek eine Razzia statt. Nur drei Familienmitglieder kehren aus den Konzentrationslagern zurück.

17. September 1944. Der erste amerikanische Panzer der Division „Hell on Wheels“ fährt den steilen Adsteeg hinunter und donnert nach Beek hinein. Der Ort wird nach einer Besatzungszeit von vier Jahren und vier Monaten befreit. Zehn der 26 jüdischen Bewohner von Beek sind deportiert worden und werden nicht mehr zurückkommen.

Im Schatten der Judenverfolgung hatten die Nazis auch Maßnahmen gegen die Sinti und Roma ergriffen. Diese Bevölkerungsgruppe, von den Niederländern auch abfällig als Zigeuner bezeichnet, wurde in den ersten Jahren nach dem Krieg vor allem von den niederländischen Behörden diskriminiert. Es bestand das Vorurteil, sie seien asozial und kriminell. Die Nazis kategorisierten Roma und Sinti als „minderwertige Rasse“, die es zu vernichten galt. Der Reichsführer SS Heinrich Himmler verhängte daher im Dezember 1942 den Auschwitz-Erlass, in dem er anordnete, alle „Zigeuner“ in einen speziellen Abschnitt des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zu transportieren, das sogenannte Zigeunerlager.

In den gesamten Niederlanden fand daher in der Nacht des 16. Mai 1944 eine Razzia gegen Sinti und Roma statt. Neun Mitglieder der Sinti-Familie Franz aus Beek wurden, gemeinsam mit 236 anderen Sinti und Roma, am 19. Mai 1944 von Westerbork nach Auschwitz deportiert. Unter ihnen war auch das Mädchen Settela Steinbach, geboren in Buchten bei Sittard. Aus dieser Gruppe überlebten 31 Personen die Schrecken der Lager. Drei der Überlebenden waren Mitglieder der Familie Franz. Aber eine wirkliche Befreiung war es für sie nicht. Sie mussten in dem Bewusstsein weiterleben, dass ihre ganze Familie ermordet worden war. Und auch die Vorkriegs-Diskriminierung der „Menschen aus den Wohnwagen“ endete nicht von jetzt auf gleich.

Touristische Informationen

Zwischen Maastrichterlaan 31-33, Beek – GPS Kode N 50 56.319, E 5 47.5

220. „Nie wirklich befreit“