- Mestrenger Weg 2, 52393 Hürtgenwald, Germany
Der 60-jährige Pionierhauptmann Julius Erasmus kehrte im Sommer 1945 nach Vossenack zurück. Er sah die halb verwesten Überreste toter Soldaten neben den Waldwegen im Hürtgenwald liegen. Er ertruig diesen Anblick nicht und begann die Toten zu begraben. 1569 gefallene deutsche Soldaten barg und begrub Julius Erasmus, oft unter Gefahr für das eigene Leben.
Der Zweie Weltkrieg hatte dem 60-jährige Textilfabrikant Julius Erasmus sein Zuhause und seine Familie in Aachen genommen. Er hatte als Pionierhauptmann in der deutsche Wehrmacht gedient und neben ihm hatten nur wenige aus seinem Bataillon den Krieg überlebt. Er fragte sich nun ständig, warum ausgerechnet er noch lebt.
Einige Monate nach dem Krieg, im Sommer 1945, kehrte er in die Wälder bei Vossenack zurück. Bergeweise Munition aus der Schlacht lag überall herum; Phosphor von versteckten Sprengfallen und Bombenresten, auch Minen und Granaten waren im Waldboden. Ein lebensgefährlicher Ort. Und auch die halbverwesten sterblichen Überreste unzähliger Soldaten lagen noch immer zwischen zerschossenen Bäumen. Ein grauenvoller Anblick. Erasmus begann auf eigene Initiative, die Toten am Waldrand zu begraben, mit einfachen, selbstgezimmerten Holzkreuzen. Schnell fand er Unterstützer, allen voran Dorfpfarrer Dr. Werner Eschweiler. Dank Eschweilers Einsatz bestatteten sie die Soldaten auf dem Gemeindefriedhof. Erasmus tat, was er konnte, um die Identität jedes Einzelnen herauszufinden.
Als wäre ihr Kampf gegen die Zeichen des Krieges und der Natur nicht genug, brannten in den Nachkriegsjahren hunderte Hektar Wald im Hürtgenwald. Die Munitionsberge gingen in Flammen auf. Die ohnehin schon völlig zerschossenen Wälder verwandelten sich in eine schwarzverbrannte Wüste. Mit dem Wald branntenauch die Toten. Hunderte sterbliche Überreste verkohlten. Julius Erasmus und Pfarrer Eschweiler machten weiter.
Und so setzten Julius Erasmus und seine Mitstreiter ihr Leben ein, um 1569 deutsche Soldaten zu bergen. Die letzte Ruhe fanden die Gefallenen nicht am Waldrand, sondern auf der heutigen Kriegsgräberstätte Vossenack. An dessen Rand baute sich Erasmus eine einfache Hütte. Dieser ‘Vater der Toten’ pflegte die Gräber noch viele Jahre lang. Bis heute hält eine Gedenktafel auf dem Friedhof die Erinnerung an ihn lebendig.