Joe Polowsky war einer der US-Soldaten, die im April 1945 an der Elbe bei Torgau auf sowjetische Truppen trafen und mit einem Friedensschwur das nahe Ende des Zweiten Weltkrieges besiegelten. Zeit seines Lebens setzte er sich für Frieden und Völkerverständigung ein und blieb der Stadt Torgau und dem Friedensschwur verbunden. Auf seinen Wunsch wurde er 1983 in Torgau begraben, was trotz des Kalten Krieges möglich gemacht wurde.
Joe Polowsky wurde am 2. Oktober 1916 in Chicago geboren. Nach dem Schulabschluss begann er ein Studium an der Universität Chicago bis er im Dezember 1942 zur 69. Infanterie Division der U.S. Army einberufen wurde. Als jüngster Sohn jüdischer Einwanderer aus Kiew sprach er auch fließend Russisch. Er gehörte zu der Patrouille unter der Leitung von Leutnant Kotzebue, die am 25. April 1945 bei Torgau an der Elbe zum ersten Mal auf sowjetische Soldaten traf. Das Foto dieser Begegnung ging um die Welt und steht bis heute symbolisch für das nahe Kriegsende.
Der Friedensschwur zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Torgau war für Polowsky bis ans Lebensende prägend. Vergeblich bemühte er sich bei den Vereinten Nationen, den 25. April als „Elbe Day“ zum Weltfriedenstag erklären zu lassen.
Aus Anlass des zehnten Jahrestages der Elbe-Begegnung besuchte Polowsky 1955 gemeinsam mit weiteren Kriegsveteranen Moskau. Es folgten zwei weitere Besuche in Torgau 1960 und 1961, bei denen er am Denkmal der Begegnung sprach. Trotz vieler Bemühungen kam es zu keiner weiteren Einreise in die DDR. Zum Gedenken an die Begegnung von 1945 hielt Polowsky alljährlich am 25. April auf der Michigan Avenue Bridge in Chicago eine Mahnwache.
Joe Polowsky starb am 17. Oktober 1983, sein letzter Wunsch war ein Begräbnis in Torgau. Es galt, politische Hürden zu überwinden. Nach der Einverständnisgabe des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker fand am 26. November 1983 sein Begräbnis auf dem evangelischen Friedhof in Torgau statt. Die Beerdigung war ein internationales Medienereignis im Beisein amerikanischer und sowjetischer Veteranen sowie Regierungsmitgliedern der USA, der UdSSR und der DDR.
Bis zum Ende seines Lebens blieb Joe Polowsky seinen Idealen treu. Selbst mit seinem letzten Willen und schließlich dessen Umsetzung gelang es ihm, während des kalten Krieges ein Zeichen zu setzen, das Ost und West für einen Moment ein Stück näherbrachte. In Torgau erinnert heute neben seinem Grab ein Friedenslauf an ihn, ebenso wie die Polowsky-Friedensrose im Rosengarten des Torgauer Schlosses und ein nach ihm benannter Weg.