Nachdem Italien Anfang September 1943 seinen Austritt aus dem Zweiten Weltkrieg erklärt hatte, deportierte die Wehrmacht italienische Soldaten ins Deutsche Reich, wo sie als Zwangsarbeiter in der Industrie eingesetzt wurden. Unter ihnen war auch der italienische Militärfunker Ugo Brilli. Er wurde im Zwangsarbeiterlager in Schöneweide interniert.
Ugo Brilli wurde 1922 geboren und wuchs in der Toskana auf. Mit 21 wurde er in die italienische Armee eingezogen. Im September 1943 trat Italien aus dem Krieg aus. Daraufhin nahmen Wehrmachtsverbände alle italienischen Militärangehörigen fest, unter ihnen auch Ugo Brilli. Da er, wie viele andere italienische Soldaten, weder für Hitler noch für Mussolini weiter kämpfen wollte, deportierte ihn die Wehrmacht in ein Kriegsgefangenenlager 60 Kilometer südlich von Berlin. Als Zwangsarbeiter musste er in Berlin Trümmer für Siemens wegräumen und später in einer Tischlerei arbeiten.
Zu Beginn seiner Internierung wog Ugo Brilli 71 kg, am Ende nur noch 48 kg. 1944 wurde er zwar aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, musste aber als ziviler Zwangsarbeiter in Berlin bleiben. Er kam in ein Arbeitslager im Berliner Bezirk Weißensee, wo ihm seine Arbeit als Küchenhilfe das Leben rettete: Brilli bestach den deutschen Chef der Lagerküche mit Zigaretten, um ab und zu etwas mehr zu essen zu bekommen als die anderen Zwangsarbeiter. Ende 1944 wurde er nach ins Lager in Schöneweide überstellt, wo er ebenfalls als Küchenhilfe arbeitete. In den letzten Kriegstagen wartete Ugo Brilli das Ende der Kampfhandlungen in einem Luftschutzbunker ab. Als die Versorgung zusammenbrach, suchte er in den Kellern der benachbarten Häuser nach Lebensmitteln. Im September 1945 kehrte Brilli, inzwischen schwer an Typhus erkrankt, zu seiner Familie nach Italien zurück.