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Der schwarze Winkel. Die Geschichte der als „asozial“ Verfolgten, 1933–1945

Obdachlose, Sexarbeiterinnen, alleinerziehende Mütter, Suchtkranke, Kleinkriminelle und Langzeitarbeitslose: Dies sind nur einige wenige aus der sehr vielfältigen Gruppe von Menschen, die von den Nationalsozialisten als „asozial“ bezeichnet und in ein Konzentrationslager deportiert wurden. Hier konnte man sie an einem schwarzen Winkel auf ihrer KZ-Häftlingskleidung erkennen. Dies betraf viele Deutsche, aber auch etwa 2.700 Niederländer. Diese Verfolgung war bis jetzt noch nie untersucht worden. Das Freiheitsmuseum in Groesbeek hat sich eingehend mit diesem Thema beschäftigt und präsentiert das Ergebnis ab dem 21. Januar 2022 in der Ausstellung „Der schwarze Winkel. Die Geschichte der als „asozial“ Verfolgten, 1933–1945“ und mit einem gleichnamigen Buch.

Die Ausstellung erzählt die Geschichte der Verfolgung der ärmsten Menschen in Deutschland und den Niederlanden in einem größeren Rahmen. Von der frühen Eugenik über die Schrecken der Konzentrationslager bis hin zum langen Kampf um Anerkennung in der Nachkriegszeit. Die niederländische Sozialpolitik in Bezug auf „asoziale Familien“ vor, nach und während des Krieges wird ebenfalls genauer beleuchtet. Bedürftige Familien, die als „asozial“ eingestuft wurden, wurden während und nach der Besatzung in isolierten Lagern auf dem Lande „umerzogen“.

Es handelt sich um beeindruckende Geschichten, die der breiten Öffentlichkeit fast völlig unbekannt sein dürften. Wer hat zum Beispiel jemals von der deutschen Bettlerrazzia von 1933 gehört? Oder von den Jugend-Konzentrationslagern Moringen und Uckermark? Wer weiß schon, dass die „Präventionspolizei“ in Brabant und Limburg Jagd auf „Bettler, Landstreicher, Schwarzhändler und anderes Gesindel” machte? Oder wer kennt die Geschichte der Hunderte von armen Rotterdamern, die unmittelbar nach dem Krieg in Umerziehungslager deportiert wurden? Persönliche Geschichten, ergreifende Dokumente und Gegenstände werden durch Illustrationen von Rob Worst ergänzt. Großformatige Drucke mit dramatischen Schwarz-Weiß-Kontrasten stellen Ereignisse dar, von denen es keine Bilder gibt.

Die soziale Relevanz dieses Themas für die moderne Gesellschaft lässt sich erkennen. Das Thema, das sich durch die Ausstellung zieht, lautet „Worte als Waffen“. Anhand historischer Beispiele erfahren die Besucher, wie Worte auch heute noch stigmatisieren, entmenschlichen und unmenschliche Maßnahmen verschleiern können.

„Der schwarze Winkel“ ist mehr als nur eine Ausstellung. Mit der erstmaligen Erforschung der Verfolgung von „Asozialen“ in den besetzten Niederlanden hat das Freiheitsmuseum das erste Kapitel einer Geschichte geschrieben, die seit mehr als 70 Jahren nur selten erzählt wird. Eine begleitende Buchveröffentlichung zur Ausstellung wird dafür sorgen, dass diese Geschichte auch nach der Ausstellung für die Öffentlichkeit und die Wissenschaft zugänglich bleibt. Das Buch ist auf Niederländisch erschienen und wird vom Verlag Uitgeverij Van Gennep veröffentlicht. Auch im Museumsshop des Freiheitsmuseums ist das Buch erhältlich.

Der schwarze Winkel. Die Geschichte der als „asozial“ Verfolgten, 1933–1945