Gdańsk im 20. Jahrhundert
Das Ende des Zweiten Weltkriegs war für die Menschen in Danzig/Gdańsk nicht unbedingt eine Befreiung. Das Eintreffen der Sowjetarmee bedeutete erst einmal eine Niederlage und dann praktisch eine neue Besatzung. Die Polen, die sich nach dem Krieg in Gdańsk niedergelassen hatten, waren nicht für die sowjetische Vorherrschaft. Für viele Polen endeten die politischen Auswirkungen des Krieges erst im Jahr 1989, als Polen wieder zu einem unabhängigen, demokratischen Staat wurde.
Die Geschichte von Danzig/Gdańsk im 20. Jahrhundert ist sinnbildlich für den gesamten europäischen Kontinent. Hier entschied sich das Schicksal nicht nur der Einwohner der Stadt, sondern auch von Millionen anderer Europäer. Hier in Danzig brach der Zweite Weltkrieg aus. Hier war es auch, wo in den 1970er und 1980er Jahren die Solidarność als die Bewegung entstand, die bei der Überwindung der nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Teilung Europas eine so wichtige Rolle spielte. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte Danzig zu Deutschland gehört. In der Zwischenkriegszeit war es eine Freie Stadt unter dem Schutz des Völkerbundes. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Gdańsk Teil des polnischen Staates. Vor 1939 bestand die Bevölkerung von Danzig hauptsächlich aus drei Gruppen, nämlich der deutschsprachigen Mehrheit sowie einer polnischen und einer jüdischen Bevölkerungsgruppe. Aufgrund der in den 1930er Jahren einsetzenden Politik der Nationalsozialisten (die im Jahr 1933 in der Freien Stadt die Macht übernommen hatten) verloren die in Danzig lebenden Juden ihre Bürgerrechte und wurden verfolgt. Die Polen wurden diskriminiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die noch verbliebenen Deutschen mit Zustimmung der Großmächte gezwungen, die Stadt zu verlassen. Das fast völlig zerstörte Stadtzentrum von Gdańsk wurde wiederaufgebaut. Lediglich 10 bis 15 Prozent der während des Krieges dort lebenden Menschen blieben in der Stadt. Die meisten neuen Einwohner kamen aus dem Innern Polens und den polnischen Ostgebieten, die von der Sowjetunion einverleibt wurden. Im Dezember 1970 und August 1980 erhoben sich die Werftarbeiter von Gdańsk, um bessere Lebensbedingungen und politische Rechte einzufordern. Nachdem der erste Aufstand brutal niedergeschlagen worden war, war der zweite die Geburtsstunde der Solidarność -Bewegung und leitete so eine Entwicklung ein, die schließlich die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnung Europas veränderte.